Die Verurteilten
Ein heikles und trotzdem wichtiges Thema worüber ich mir oft den Kopf zerbreche.
Den meisten ist es vielleicht nicht bewusst, aber es werden täglich Hunde zum Tod verurteilt weil sie nicht in unsere Gesellschaft passen. Hunde die auffällig werden, mühsam und vielleicht in den falschen Händen gefährlich müssen ihr Leben lassen und für die Fehler der Menschen büssen.
Ich kenne weder die offiziellen Zahlen, noch die dunkel Ziffer aber ich bin sicher es werden täglich viele Hunde eingeschläfert weil sie "Gesellschsftsuntauglich" waren.
Meist verschönert man diesen "Mord" mit der Diagnose Hirntumor aber sehr oft wurde diese Diagnose nie wirklich bestättigt.
Nun, ich möchte das weder gut heissen noch verurteilen, den, ganz ehrlich, es ist ein sehr heikles Thema und jeder " Fall" bleibt individuell zu betrachten.
Hunde werden mit einem Grundcharakter geboren, mit gewissen potenzialen und veranlagungen, die wir formen können und oder in falsche Bahnen lenken. Manche sind sensibler, labiler und andere kommen mit negativen Situationen besser klar. Ein Hund ist auf den Menschen angewiesen, passieren Fehler hat das konsequenzen, manche sind banal andere gravierend.
Es geht nicht darum Schuldzuweisungen zu machen, wie gesagt, ist jeder Fall eigen. Aber es tut mir extrem Leid wenn Hunde diese Welt verlassen müssen weil sie seelisch so kabutt sind das es offenbar nur noch diese Option gibt. Ich meine, es mag für die meisten einfach klingen zu sagen das es falsch ist einen Hund aufgrund aggresiven verhaltens einzuschläfern aber wart ihr schon mal in dieser Situation? Das Gefühl einen Hund zu führen der beim kleinsten Fehler einen Menschen böswillig beisst? Wir Menschen neigen dazu, zu meinen das wir alles können, besser können und im Griff hätten, doch die wahrheit ist, das dies nicht stimmt. Etwas von aussen zu betrachten oder in mitten davon zu sein ist ein sehr grosser unterschied.
Ich muss zugeben das mir selbst nicht wohl ist wenn ein aggresiver Hund in unfähigen Händen ist. Es ist auch absolut niemandem gedient wenn ein Hund mit starken verhaltensauffälligkeiten in einen Zuhause ist wo man das Problem nicht im Griff hat. Unabhängig davon ob der Besitzer schuld an diesem Problem ist oder nicht. Es ist eine heftige psychische Belastung, für Mensch und Tier. Bevor man den Tod wählt, ist der erste Schritt sicher der Hundetrainer, aber einen kompetenten Trainer in solch einem Fall zu finden, ist heikel und gefährlich. Unter Umständen kann man das Problem auch schlimmer machen. Den Hund abgeben ist schwer, wer möchte so einen Straftäter und wer kommt damit klar? Ein Tierheim ist auch keine schöne Option. Wer nun sagt, besser als sterben, den Frage ich, wirklich? Ein trisstes Leben tagtäglich im Zwinger ohne ein wirkliches Leben soll eine bessere Option sein? Ich weiss nicht, kritische angelegenheit.
In vielen Fällen machen sich es die Menschen bestimmt zu leicht. Das Problem muss weg, der Tod bietet eine gute möglichkeit ohne weitere konsequenzen. Man redet sich ein der Hund ist nicht gesund, er muss einen Tumor im Kopf haben, das wird es sein, erlösen wir ihn. In manchen Fällen kann das möglich sein in vielen ist es jedoch einfach eine rechtfertigung für sich selbst um sich nicht einstehen zu müssen das man versagt hat.
Fehler zu machen, zu versagen, sind Dinge die passieren, sie sind ok. Aber die Frage ist wie wir damit umgehen und was wir daraus lernen und machen.
Es gibt Fälle, wo ich es für richtige empfinde den Hund zu erlösen und Fälle wo ich es einfach für vollkommen Falsch ansehe.
Wenn man einen solchen Schritt gehen muss, dann nur wenn man nichts unversucht gelassen hat. Training und medizinische abklärung... wenn man trotz aller bemühungen den Hund nicht stabilisieren kann , kann ich einen solchen Schritt nachvollziehen.
Man darf nicht ausser acht lassen, Hunde können durchaus sehr gefährlich sein. Ein Hund der eine gewisse Schranke über geht, kann eine tickende Zeitbombe sein und man muss es nicht zum platzen bringen. Wir wissen alle von Fällen wo Hunde Menschen getötet haben. Oder von schwer verletzten, gezeichneten Leuten. Ja, Hunde sind Raubtiere und ihr potenzial sollte man niemals unterschätzen.
Mit zarten 16 Jahren steckte ich selbst mal in dieser unschönen schweren Situation. Auch heute mit viel mehr wissen, bin ich überzeugt den richtigen Weg gegangen zu sein. Damals hatte ich nebst meinem Dalmirüden Kani aus dem Tierschutz eine schwarz- weisse Pitbull Hündin aus Spanien. Pluja war eine sehr spezielle Lady. Sie und ich verstanden uns super und es gab so gesehen keine Probleme. Auch Kani und sie verstanden sich traumhaft. Nach knapp 2 Wochen zeigte sich aber das Pluja nicht so harmlos war wie sie schien. Ohne jegliche Anzeichen attackierte sie Leute. Aber nicht einfach mal mit hin rennen oder schnapp versuchen. Nein, Pluja wollte gezielt ins Gesicht oder den Hals der Menschen. Bei den ersten attacken habe ich es nicht wirklich realisiert. Dan traffen Menschen auf dem spaziergang...und sie sprang plötzlich ohne vorwarnung wie bellen oder knurren an den Menschen hoch und wollte schnappen/ beissen. Diese Leute waren gross, wehrten sich ab und haben das ganze gar nicht als das angesehen was es war, eine gezielte bösartige attacke. Nur ich begriff was abging. Natürlich war nach diesen Aktionen klar, das was getan werden muss. Ihr musst verstehen, Pluja war absolut lieb, gehorsam, sanft und freundlich zu uns. Aber fremde oder eindringlinge wollte sie vernichten. Es gab mehrere knappe Situationen und ein paar wenige Beissvorfälle innerhalb eines Jahres. An dem Tag wo ich mich entschied sie zu erlösen, biss sie 3 mal zu. Alle drei mal komplett aus dem nichts. Die letzte Person kannte sie sogar und trotzdem biss sie ohne Grund plötzlich in den Hals. Dabei wurde sie steif und in der nächsten Sekunde war es schon passiert. Wir konnten von Glück reden das nicht mehr passiert war, den der Biss war an einer heikeln stelle. Noch am gleichen Abend lies ich sie gehen. Es war unglaublich hart aber was hätte ich tun sollen? Therapierbar war das nicht auch heute mit viel mehr erfahrung weiss ich das dies dieser wunderschönen Hündin nicht weg zu bringen gewesen wäre. Nicht weil ich mir das schön redete. Aber dieses verhalten, den willen zu vernichten war tief in ihr. Wir haben unglaublich viel versucht und getan. Training, Maulkorb etc. Sie war nun mal auch keine einfache Rasse und zu dieser Zeit waren die Menschen ohnehin nicht gut zu sprechen darauf.
Abgeben ins Tierheim hätte ihr ein unzufriedenes Leben hinter Gitter gegeben, niemand hätte diesen Hund gewollt und es hätte bestimmt nicht schön geendet. So konnte sie immerhin im Kreise ihrer Liebsten hoch ins Regenbogenland ziehen.
Ich vermute, Pluja hatte in Spanien kein schönes Leben gehabt, sie wurde ca 2 Jahre geschätzt und angebunden bei strömendem Regen vor dem Tierheim gefunden. Was auch immer diese Schönheit erlebt hatte, es hat sie unwiederruflich gebrochen.
Mir ist bewusst das es unglaublich viele Menschen gibt die solch einen Schritt verurteilen, viele davon wissen jedoch nicht wie es ist in solch einer Situation zu sein und was dazu kommt, noch viel mehr haben keine Ahnung wie man einen solchen Hund mit diesem potenzial führt oder hält.
Im Endeffekt ist der Hund das Opfer der Menschen das schlussendlich unter umständen mit dem Leben bezahlen muss. Das ist bitter und traurig.
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