Manchmal kommt eben alles anders...
Als Züchter lerne ich doch jedes Jahr neue Dinge dazu, manche auf schönem Weg andere durch weniger schöne Geschichten.
Ich stehe dazu nach wie vor stets öffentlich mit jeglichem Thema umzugehen was meine Zucht betrifft. Ich glaube nur durch Offenheit und Transparenz kann man in der Zucht langfristig was erreichen.
Durch Zufall wurde vor ein paar Tagen bei Ray ( Spotted Pride's Fire Glow) fest gestellt, dass er einen Lumbosakraler Übergangswirbel, kurz LÜW hat. Das klingt relativ simpel, ist es aber nicht. Bei sehr vielen Hunden bleibt so ein Übergangswirbel unbemerkt, bei anderen führt er zu Problemen. So auch im Fall Ray. Er konnte nähmlich plötzlich nicht mehr pinkeln, trotz mehrfachen versuchen kam nichts oder nur Tröpfchen. In so einem Fall denkt jeder Halter, Züchter und Tierarzt an Urinsteine, so auch wir. Ray wurde dem Tierarzt vorgestellt, keine Steine zu sehen und auch die Niere arbeitet super. Aber, warum konnte er nicht pinkeln? Es wurde ein weiteres Röntgenbild gemacht, bei dem festgestellt wurde, dass er einen Überganswirbel hat. Ach du Scheisse! Ray wurde auf HD, ED, OCD und Spondylose geröngt bevor er in die Zucht kam, alles war gut. Er wurde sogar von zwei unabhängigen Auswertungsstellen ausgewertet, niemand sah dass er LÜW hat. Da fragt man sich schon wozu man alle teuren Zuchtuntersuchungen macht...
Aktuell sieht es so aus als wäre das pinkel Problem aber nicht im zusammenhang mit dem LÜW, es wurde ein Insektenstich? an Penis gefunden und die Harnröhre war etwas geschwollen. Der Befund des Übergangwirbels ist aber klar und wurde vermutlich auch nur durch Zufall entdeckt.
Hier ein Artikel über LÜW, der klar und Objektiv ist:
https://www.hohenheimer-herder.de/der-holl%C3%A4ndische-sch%C3%A4ferhund/lumbosacraler-%C3%BCbergangswirbel-l%C3%BCw/
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Rays Besitzer bedanken, die alles möglich für ihren Burschen machen. Es tut mir unendlich Leid für Ray.
Mir ist bewusst, dass dies viele Züchter dies etwas "diskreter" behandeln und vielleicht gar nicht zu Tag
Tage bringen würden. Ich und mein Gewissen können das aber nicht. Übergangswirbel (LÜW) sind definitiv ein Problem in der Zucht, worüber sehr wenig gesprochen wird. Sind wir ehrlich, wenn es um die Gesundheit geht wird so viel gelogen und geschummelt und schon gar nicht darüber geredet.
Ich hab mich mit dieser Thematik nun eingehend auseinandergesetzt. Mit Madlen, unserer Präsidentin im Verein, gesprochen und mich auch mit Rays Besitzer beraten. Wir sind zu der Entscheidung gekommen, Ray vorerst aus der Zucht zu nehmen. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man selbstverständlich nur mit gesunden Hunden züchten, die davon nicht betroffen sind. Natürlich hat man da nicht die Garantie, dass die Welpen auch frei sind aber man züchtet mit einem besseren Gewissen, ich zumindest.
Mir tut es Leid für Ray und seine Besitzer. Ray ist ein echt toller Rüde und wunderschön. Aber oberste Priorität hat nun mal die Gesundheit.
Was bedeutet das für Rays Nachzucht?
Nun, keine Panik, es muss nicht sein, dass seine Welpen auch davon betroffen sind aber die Möglichkeit besteht natürlich. Das Risiko ist aber nun nicht viel höher als bevor wir den Befund hatten. In vielen Fällen bemerkt man das auch gar nicht. Fakt ist, dass wenn man Zuchtambitionen hat, sollte man dem Tierarzt sagen, dass er auch auf LÜW achten soll und dies auch begutachtet wird. Sollte da eine Disposition sein, rate ich von der Zucht ab. Dies obliegt aber nicht meiner Entscheidung.
Mir persönlich ist es wichtig, das öffentlich darzulegen. Denn es soll auch zeigen, dass es diverse Probleme gibt die wir Züchter einfach unter den Teppich kehren oder mit denen wir uns gar nicht auseinandersetzen. Es ist wichtig beim Thema Gesundheit offen und transparent zu sein, nur so kann man langfristig der Rasse auch helfen. Gerade was das Thema LÜW betrifft gibt es wie ich vermute sehr viel betroffene, nur wird da nie darüber geredet. Es wird auch selten Züchter geben die diagnostizierze Hunde öffentlich aus der Zucht nehmen, den offiziell ist es nicht Zuchtausschliessend. Sehr oft bleibt es aber auch unerkannt.
Ich kenne einige Züchter, die absolut fahrlässig mit diversen Krankheiten jonglieren und gegenüber der Welt schweigen, leugnen und oder lügen. Das muss nicht sein. Klar ist es hart, wenn man einen Hund nicht zur Zucht einsetzen kann auf den man gehofft hat und es ist auch nicht schön einen Hund der schon in der Zucht steht aus der Zucht zu nehmen. Aber so gewissenhaft muss man als Züchter eben sein. Keine Zucht ist makellos, aber man sollte versucht sein gesundheitliche Dispositionen so gering wie möglich zu halten. Wichtig ist aber auch offene Kommunikation unter den Züchtern. Wir Züchter wissen, dass wir alle unsere Defizite in der Zucht haben, die wir nur bekämpfen können wenn wir ehrlich zueinander sind und nicht mit Neid und Missgunst gegeneinander kämpfen.
Machmal gibt es auch Schattenseiten, so ist das in dieser Welt. Für Ray wünsche ich mir einfach ein glückliches, schmerzfreies Leben. Und wer weiss, vielleicht rüttelt das bei dem einen oder anderen Züchter oder Deckrüdenhalter etwas wach und man achtet in Zukunft auch auf das. Ich auf jeden Fall werde das bei Sadies Röntgenuntersuchungen berücksichtigen.